Grillzubehör im Test: Grillgrates, Fleischstempel, Grillmachete - DER SPIEGEL

2022-10-22 20:27:31 By : Mr. Frank Tang

Herbstlaub ist kein Grund, der Grill einzumotten

Viele auch sündhaft teure große Gasgrillstationen eignen sich zwar perfekt zum schonenden indirekten Grillen, aber so richtig schöne Brandings entstehen auf dem Grillgut dabei nicht. Dass sich über Kohleglut stets heißer grillen lässt als über einem Gasfeuer, ist auf den ersten Blick ein Widerspruch, denn die Flammen von verbrennendem Propan- oder Butangas erreichen in ihrem Inneren locker 1900 °C, während die Temperatur an hell orange leuchtenden Glühkohlen kaum über 1000 °C steigt. Allerdings strahlen die Gasflammen im Vergleich zu Kohle nur wenig von ihrer Hitzeenergie ab. Sie kommt bei dem meist 10 bis 15 Zentimeter darüber angebrachten Rost nicht an.

Hier helfen sich die Hersteller, indem sie Bleche, Metallstäbe, Keramikplatten oder Lavasteine zwischen Flammen und Rost anbringen. Diese werden von den Flammen erhitzt und geben ihre Wärme als Strahlung an das Grillgut weiter. Aber noch immer weit weniger als Holzkohle. Sündhaft teure High-End-Gasboliden lösen das Problem mit Hochtemperatur-Zonen unter dem Rost – entweder durch drei eng nebeneinander liegende Brenner (»Sear Station«), gesamte Hocherhitzung der Grillzone (»Crossray«), geschlossene Heizplatten über den Brennern (»Tru-Infrared«) oder keramischen Infrarot-Brennern (»Sizzle Zone«; »Power Burner«).

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Zum Glück lässt sich dieser bauartbedingte Mangel auch mit einem einfachen und relativ preiswerten Grill-Hack beheben. Seit ein paar Jahren schwören viele Viel-Griller – darunter etliche Profi-Caterer – auf eine Erfindung aus den USA: Grillgrates. Das sind gelochte Platten mit erhöhten Schienen, auf denen das Grillgut liegt. Sie bestehen aus hartanodisiertem Aluminium, das für den Automobil- und Flugzeugbau entwickelt wurde. Dieses Material kann Hitze sogar noch besser als Gusseisen oder Edelstahl leiten, weswegen die Grillgrates eine echte Alternative zu herkömmlichen Grillrost-Materialien sein können. Sie erzeugen ein wunderbar gleichmäßiges Branding und dennoch klebt materialbedingt kein Grillgut an. Zugleich können selbst starke Säuren in den Marinaden keine gesundheitsschädlichen Aluminium-Moleküle ablösen.

Der zwischen Hamburg und Palma de Mallorca pendelnde Food-Journalist Peter Wagner kocht länger, als er für Geld schreibt: Seit seinem 16. Lebensjahr ist das Schnibbeln, Simmern und Sautieren sein liebstes Hobby. Als furchtloser Esser mag der ehemalige Musikkritiker im Grunde alles, solange es mit Liebe und Verstand aus frischen Zutaten gekocht wird. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich auch hauptberuflich mit Kochen, Essen, Reisen und Genießen und hat längst den Gegenwert eines Mittelklassewagens in der Gastronomie verzecht. Peter Wagner veröffentlicht Ernährungs-Sachbücher und Kochbücher, schrieb die samstägliche Küchen-Kolumne "Hobbykoch" und ist Gründer und Herausgeber des Männerkochmagazins www.kochmonster.de  . Aktuell ist sein erstes komplett selbstproduziertes Buch »Corona-Speck weg!« im Handel, für das es auf www.corona-speck.de  einen kleinen Vorgeschmack gibt.

Richtig spannend wird die Sache, wenn man die Grates nicht auf den Rost, sondern direkt auf die darunter liegenden Hitzeschilde legt. Bei großen Stationen mit geteilten Rosten lässt sich damit ein Teil des Grills mit einem Superburner-Bereich upgraden, während die andere Hälfte herkömmlich ihren Dienst verrichtet.

Die Grates haben zusätzlich den Vorteil, dass Säfte, Marinaden und Fett aus dem Grillgut nicht mehr direkt auf die Heizquelle fließen, sondern langsam durch den gelochten Boden der Grates abtropfen, der aber noch genug trockene Konvektionshitze durchlässt. Dadurch schießen keine Flammen hoch, und es lässt sich gesünder und gleichmäßiger grillen. Außerdem kann man die Grates auch umdrehen und auf der glatten Oberfläche besser grillen als auf einer Plancha (Bratplatte), weil auch hier die Flüssigkeit durch die Löcher abtropfen kann.

Was ist das? Eine Möglichkeit, sogar mit temperaturschwachen Gasgeräten so gut wie auf Holzkohle zu grillen.

Wer braucht das? Gasgriller, die mehr Power haben wollen und Kohle-Fans, die keine Lust auf Fettbrand haben.

Auch wenn in Deutschland seit ein paar Jahren das Markieren von lebenden Nutztieren mit einem Brandeisen nicht mehr ohne vorherige Betäubung gemacht werden darf, sorgt diese schmerzhafte (und wegen verfügbarer Alternativen längst überflüssige) Praxis in weiten Teilen der Welt noch immer für Tierleid. Am anderen Ende der Nahrungskette, zum Beispiel beim Steak auf dem Grill, kann Branding dagegen jede Menge Freude bereiten.

Deshalb sind Brandeisen mit wechselbaren Buchstaben ein gern gesehenes Geschenk für Einladungen zu einem zünftigen Herbstgrillnachmittag – vor allem, wenn der Hausherr oder die einladende Grillmeisterin scheinbar schon alles hat, was man zur Ausübung gehobener Rostkünste so braucht. Diese Brandeisen sind zwar durchweg nicht aus Eisen, sondern aus Aluminium und dürfen deshalb nicht endlos lange in die heiße Glut gehalten werden (wenn ihr Material glüht, ist alles zu spät).

Aber wenn – wie bei dem Branding-Fleischstempel von Casa Vivente – wenigstens die Buchstaben halbwegs wackelfrei sitzen, steht der Kennzeichnung von Steaks, Hühnerbrüsten oder Schweinenacken nichts im Wege. Und beim Servieren weiß man dann anhand des Brandings ganz genau, wer das Grillgut mit STEAK VON KLAUS-JUERGEN, den Nacken mit CLAUDIAS SCHWEINEREI oder das Geflügel mit HEINOS HUHN bekommt.

Wichtig ist dabei, es nicht nur mit der Brenntemperatur nicht zu übertreiben, sondern im Hinterkopf zu behalten, dass diese Billigteile auch keinen rabiaten Umgang verzeihen. Beim Lettering sind gelernte Bleisetzer natürlich im Vorteil, die können fließend Spiegelschrift lesen. Es werden keine Umlaute, Kleinbuchstaben und Sonderzeichen mitgeliefert.

Was ist das? Ein nettes und nicht zu teures Mitbringsel für die nächste Grillparty.

Wer braucht das? Jeder, der auch auf dem Schweinenacken seinen Namen in Großbuchstaben lesen will.

Burger-Patties, Halloumikäse, Fischfilets und sowieso alles Grillbare aus Hackfleisch haben eine fiese Gemeinsamkeit: Sie kleben gern auf dem Rost, der Grillplatte oder dem heißen Feuerschalenrand an und verweigern das nötige Umdrehen. Die bei den meisten Grillbesteck-Sets mitgelieferten Wender sind zu schmal oder an der Vorderkante zu dick. Und die vorn scharfen und ausreichend breiten Grillspatel haben einen derart kurzen Griff, dass man sich selbst an einem Gasgrill noch die Pfoten verbrennt.

Doch auch dieses Problem kennt eine clevere Lösung: die relativ neue Erfindung der Grillmachete. Das Tool sieht aus wie eine mit 50 Zentimetern etwas zu lang geratene Buschmachete mit Holzgriff. Deren Klinge endet breit und leicht abgerundet und ist am vorderen Teil nach oben gebogen. Voilà – selbst fragiles fest gebackenes Grillgut lässt sich damit kinderleicht wenden, und die Hände bleiben von Brandblasen verschont. Nebenbei kann man mit den drei Zacken in Griffnähe auch den Burger-Bun aufschneiden. Gleichzeitig dienen sie als Kapselheber, was sie zu einem perfekten Geschenk für jede/n Grillmeister/in macht.

Zumindest für die Weicheier unter ihnen, die ihr Bier nicht mit der Augenhöhle öffnen können  .

Was ist das? Ein nützliches Multitool für Burgerbrater und andere Biertrinker.

Wer braucht das? Jeder, der beim Grillgutwenden keine Brandblasen an die Finger bekommen möchte.

Herbstlaub ist kein Grund, der Grill einzumotten

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