Für das Familienunternehmen von Singapur nach Köln-Niehl - Markt und Mittelstand

2022-10-22 20:27:31 By : Ms. Thea Lee

Köln statt Singapur: Firmenchef Oliver Schwank setzt auf Internationalisierung und Wachstum.

Manchmal bringt einen das Berufsleben ganz schön in die Bredouille. Oliver Schwank kann davon ein Lied singen. Um die Jahrtausendwende stand seine Karriere in einem internationalen Konzern kurz vorm Durchbruch. Just in diesem Moment bot ihm sein Vater den Posten des Co-Geschäftsführers im familieneigenen Unternehmen an. Wie entscheidet man sich in einer solchen Situation richtig?

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Oliver Schwank folgte dem Werben seines Vaters Bernd – und stieg in die Geschäftsführung des Familienunternehmens ein. „Das war eine schwierige Entscheidung“, erinnert sich der mittlerweile 48-Jährige, „denn man kann nie sicher sein, dass es zwischen Vater und Sohn funktioniert.“ (Lesen Sie hier mehr zum Thema Unternehmensnachfolge.)

Bei Oliver Schwank aber klappte es. Statt Singapur lautet seine Geschäftsadresse seit 2004 auf Köln-Niehl, Bremerhavener Straße. Das Firmengebäude spiegelt den Charme der Wirtschaftswunderblütezeit wider, mit großen Glasflächen zur Straße und einer verwinkelten Anordnung von im Laufe der Jahre angebauten Hallen für die Fertigung. Im Norden grenzt ein prominenter Nachbar an das Grundstück – die Ford-Werke. Und im Westen fließt der Rhein träge Richtung Ruhrgebiet. Von der glitzernden Glamourwelt von Schwanks früherem Arbeitgeber, einem weltweit tätigen Konsumgüterhersteller, ist nicht viel übrig geblieben. Bei den Produkten, mit denen er es jetzt zu tun hat, handelt es sich um technisch anspruchsvolle Hell- und Dunkelstrahler für die Bauwirtschaft. Für den gelernten Marketingfachmann ist das aber mindestens genauso interessant. Thermischer Wirkungsgrad, Strahlungsfaktor, Konvektionswärme – diese Begriffe prägen das Tagesgeschäft des Familienunternehmers.

Oliver Schwanks Großvater hatte bereits 1938 das Patent auf die Erfindung der keramischen Brennerplatte erworben. Günther Schwank war ein ausgewiesener Tüftler. Im elsässischen Fegersheim, wo er mit seinem Unternehmen ansässig war, bis er 1952 nach Köln übersiedelte, galt er als „Carl Benz der Heizungsbranche“. Die von ihm erfundene Technik der Gas-Infrarot-Strahlungsheizung sichert dem Unternehmen mit seinen rund 300 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 40 Millionen Euro noch heute die Existenz. Etwa 25.000 Infrarot-Heizsysteme verlassen pro Jahr die Werkhallen. Tendenz: steigend. „Wir expandieren“, sagt Oliver Schwank. Und: „Alle fünf bis sieben Jahre verdoppeln wir den Umsatz.“ Allerdings gibt sich der rührige Rheinländer, Vater zweier Söhne und Hobbypilot, noch lange nicht zufrieden: „Die Strahlungsheizung soll noch populärer werden. Denn damit lassen sich im Gebäudebetrieb bis zu 70 Prozent Heizenergie einsparen.“ Im Markt kann sein Unternehmen nur durch Verdrängen und den Einstieg in neue Segmente wie die stark wachsende Logistikbranche zulegen. Auch international will Schwank weiter wachsen. Schon heute ist das Kölner Unternehmen weltweit mit elf Niederlassungen und Produktionsstätten in den USA, Kanada, China und Russland präsent.

Nur das Grundprinzip der Produkte, den Hell- und Dunkelstrahlern, ist bis heute gleich geblieben. Diese Strahler werden mit Gas als Brennstoff betrieben und in Industriebetrieben eingesetzt. Bei den Hellstrahlern erzeugt ein Brenner auf einer perforierten Keramikplatte eine dünne Flammenschicht. So werden Temperaturen um 1.100 Grad erreicht, die dann durch die sichtbare, hellglühende Keramikschicht als Strahlungswärme über eine hohe Distanz abgegeben werden. Prinzipiell ähnlich arbeitet der Dunkelstrahler: Er verzichtet jedoch auf Keramikplatten. Die Wärme erzeugt er in langen, geschlossenen Rohren, die sich an ihrer Oberfläche auf 650 Grad erhitzen. Diese Technik eignet sich auch zum Heizen von Hallen mit geringerer Höhe. Beiden Methoden gemein sind ihre Energieeffizienz und ein hoher Wirkungsgrad. Die Technologie wurde im Laufe der Jahre so weit verfeinert, dass die Universität St. Gallen und die Akademie Deutscher Weltmarktführer den Hallenheizungsspezialisten Schwank zum „Weltmarktführer 2017“ im Segment Heiz- und Wärmelösungen ernannten.

Das Konzept, das der Großvater des heutigen Firmeninhabers aus einem simplen Gasherd abgeleitet hat, spielt seine Stärken besonders unter widrigen Bedingungen aus. Das wissen sich anspruchsvolle Kunden wie beispielsweise Real Madrid oder Chelsea London zunutze zu machen. Fußballstadien sind, was die Beheizung anbelangt, eine besondere Herausforderung für ihre Betreiber. Der Grund: die offene Bauweise und der Windabfall. Konventionelle Heizsysteme, bei denen das Medium Luft als Wärmeträger dient, eignen sich für Stadien nicht. Einzig eine Lösung auf Infrarotbasis kommt in diesen zugigen Bauten in Frage. Denn: Die Heizstrahler müssen ihre Arbeit auf weite Entfernung erledigen. Sie befinden sich mitunter 50 Meter über den Köpfen des Publikums. Nicht nur ihre erhabene Position sorgt dafür, dass die Infrarotheizung ähnlich wirkt wie die Strahlung der Sonne. Auch die Frequenz der infraroten Wellen stellt sicher, dass die Heizwärme verlustfrei vom Gerät zu den Tribünen kommt. Zugerscheinungen oder Staubaufwirbelungen, wie sie bei konventionellen Systemen auftreten, die mit Warmluft arbeiten, gibt es nicht.

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Vorteile hat das Konzept auch in geschlossenen Hallen und Industriebauten: Weil die Strahlung nicht die Luft, sondern die Oberflächen von Werkzeugen, Böden, Wänden sowie die Mitarbeiter erwärmt, geht keine Energie durch Wärmepolster unter der Gebäudedecke verloren. Bei Infrarot-heizung entsteht keine heiße Luft, die nach oben steigt, wo sie nicht benötigt wird. Weiterer positiver Nebeneffekt der Technik: Die gewünschte Wärme ist nach dem Einschalten der Infrarotstrahler quasi unmittelbar vorhanden.Die angenehme Folge für den Gebäudebetreiber: Gegenüber herkömmlichen Heizsystemen lässt sich in vielen Anwendungsfällen etwa die Hälfte der Heizkosten einsparen. Auch Unternehmen mit großen Gebäudeflächen wie Amazon, DHL oder BMW hat das von der Infrarottechnologie überzeugt.

Gegenüber Kunden aus Ländern mit geringen Energiepreisen – wie etwa den USA oder Russland – argumentiert Oliver Schwank mit den niedrigeren Kosten für den Kauf einer Heizanlage. Befeuert werden die Systeme in diesen Staaten häufig mit günstig verfügbarem Gas aus städtischen Leitungsnetzen. „Dort bieten wir spezielle Produkte an, die in Deutschland nicht nachgefragt sind“, sagt Schwank. Die westeuropäischen Märkte erheben höhere Ansprüche an die technische Raffinesse der Geräte. Hier seien, berichtet Schwank, eine deutlich bessere Qualität gefordert und das Bewusstsein für Folgekosten stärker ausgeprägt. „Grundsätzlich setzt sich der Hallennutzer hier mit vier Dingen auseinander: dem Anfangsinvest, den laufenden Energiekosten, den zu erwarteten Wartungs- und Servicekosten sowie der zu erwartenden Lebensdauer, kurzum den Life-Cycle-Costs“, sagt Schwank. Die Schwank-Systeme mit ihrer 15-Jahre-Garantie punkten in allen Bereichen, versichert der Firmenchef und ist gerade auf die Lebensdauer der Systeme stolz. Schon allein weil es kaum Teile gebe, die einem mechanischen Verschleiß unterlägen. Die Langlebigkeit seiner Infrarotstrahler unterstreicht Oliver Schwank am liebsten mit einem Kalauer: „Mein Vater pflegte den Kunden immer zu sagen: Wir wissen nicht, wie lange unsere Heizsysteme halten. Wir machen das Geschäft erst seit 70 Jahren.“

Der Text gehört zu einem Thema aus der Markt-und-Mittelstand-Ausgabe 02/2018. Hier können Sie das aktuelle Heft bestellen und „Markt und Mittelstand“ abonnieren.

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