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Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler
Bei Acquavella Galleries für 45 Millionen Dollar zu haben: Henri Matisse, „Nu au Chale Vert“, 1921/22, Öl auf Leinwand, 88,6 mal 116,3 Zentimeter Bild: Acquavella Galleries
Sie war mit Spannung erwartet worden – und erweist sich als voller Erfolg: ein Rundgang über die erste Ausgabe der Kunstmesse Paris+ par Art Basel.
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W ie der Vernissagentag verläuft, zu dem nur ein ausgesuchtes Publikum von Sammlern, Kuratoren und Fachleuten geladen ist, gilt auf großen Kunstmessen als sensibles Barometer. Dass die erste Ausgabe der Paris+ als Erfolg bezeichnet werden kann, zeichnete sich schon am Nachmittag ab. Es gab einige Stände, an denen mit einem Lächeln „sold out“ angekündigt wurde. David Kordansky aus New York und Los Angeles hatte eine Soloschau der kalifornischen Künstlerin Hilary Pecis nach Paris mitgebracht, deren im matisseschen Sinne dekorative Interieurs und stilisierte Landschaften offensichtlich Anklang fanden. Die Galerie Cécile Fakhoury aus Abidjan, Dakar und Paris veräußerte sämtliche Werke des beninischen Malers Roméo Mivekannin (zwischen 20.000 und 50.000 Euro). Die polnische Roma-Künstlerin Małgorzata Mirga-Tas, die in Stoffcollagen das Leben der Roma-Familien darstellt, hatte schon auf der Kasseler Documenta und der Biennale von Venedig von sich reden gemacht. Nun verkaufte die Warschauer Galerie Foksal alle Werke am Stand für zwischen 30.000 und 45.000 Euro. Auch die Galerie von Mariane Ibrahim aus Paris und Chicago, die afrikanische und afrikanisch-amerikanische Künstler vertritt, konnte für die gesamte Hängung des Tages den Ausverkauf melden.
Ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren – Brexit, Zuzug von Stiftungen und internationalen Galerien – hat Paris innerhalb kurzer Zeit wieder zu einer vielversprechenden Kunstmarktmetropole gemacht. Anfang des Jahres verdrängte dann die Art Basel die alteingesessene Messe für zeitgenössische und moderne Kunst FIAC von ihrem angestammten Terminplatz Mitte Oktober im Grand Palais. Die effiziente Messeorganisation der Art Basel mit einem weltweiten Netzwerk wirkt nun wie ein Katalysator auf die weitere Entwicklung der städtischen Kunstszene. Aus 729 Bewerbungen – ein Rekord – konnten für das derzeit provisorische Grand Palais Éphémère aus Platzgründen nur 156 Galerien ausgewählt werden. Alle großen internationalen Galerien wollten dabei sein und wurden angenommen, schließlich ist eine Messe in erster Linie ein Marktplatz.
Bei David Zwirner (New York, London, Paris, Hongkong) wurde gleich in den ersten Stunden ein Gemälde von Joan Mitchell, der derzeit an der Seite Claude Monets eine Ausstellung in der Pariser Fondation Vuitton gewidmet ist, für 4,5 Millionen Dollar in eine Privatsammlung vermittelt. Der deutsch-amerikanische Galerist zeigt auch eine seltene Gruppe mit frühen Arbeiten von Robert Ryman, wobei „Untitled“ von 1963 für drei Millionen Dollar verkauft wurde. Die Tendenz geht eindeutig in Richtung raumgreifender, farbfroher Malerei für Wände immer größer werdenden Interieurs. Wenn man die Koje von Matthew Marks (New York, Los Angeles) besucht, darf das Auge jedoch ruhen. Eine Büstenskulptur in blauer Keramik von Simone Leigh, die gerade auf der Biennale in Venedig mit ihrem Werk einen gefeierten Auftritt hatte, kostet 350.000 Dollar – und ist schon verkauft. Eine frühe „Red White Study“ des Farbfeld-Minimalisten Ellsworth Kelly wird daneben für drei Millionen Euro angeboten.
Thaddaeus Ropac, mit Galerien in Salzburg, Paris und London, konstatiert, dass gerade die amerikanischen Museumsleute nicht etwa auf die eben zu Ende gegangene Londoner Frieze, sondern zur Paris+ gereist seien. Am Vernissagentag hat der österreichische Galerist Kuratoren der größten Museen auf der Messe gesehen, aber auch wichtige amerikanische und asiatische Sammler. Ein außergewöhnliches Werk von Sigmar Polke, „Katastrophentheorie IV“ von 1983, verhandelte er für 4,75 Millionen Euro. Zuvor, sagt Ropac, hätte er ein derart hochkarätiges Werk nicht in Paris angeboten, sondern in Basel oder London. Auch der französische Galerist Kamel Mennour sieht Paris als Handelsplatz unter einem guten Stern stehend und nimmt das zum Anlass, den Anspruch noch einmal zu steigern: „Wenn es uns Ausstellern gelingt, den hohen Erwartungen gerecht zu werden, kann es einen Paradigmenwechsel geben“, meint er. Mennour platziert neben seinen Künstlern Lee Ufan, Anish Kapoor und Camille Henrot drei Werke von Alberto Giacometti, darunter eine frühe „Composition“ in Bronze von 1927 für 2,9 Millionen Euro. Zum vielversprechenden Nachwuchs gehört der in Algerien geborene Künstler Dhewadi Hadjab mit seinen fotorealistischen Gemälden, in denen die Figuren kraftlos-melancholisch in an Inszenierungen von Pina Bausch erinnernden Positionen von Sesseln oder Stühlen rutschen (30.000 Euro).
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Karsten Greve, der neben Galerien in Köln und St. Moritz seit mehr als dreißig Jahren eine Dependance in Paris bespielt, begrüßt den Aufschwung, den die neue Messe der Stadt gibt, sieht aber auch die Gefahr einer Kommerzialisierung nach amerikanischer Art. Neben Werken von Louise Bourgeois – darunter ein totemartiges „Corner Piece“ von 1947 für 2,9 Millionen Euro – fällt eine Collagen-Arbeit von 1971 der immer mit minimalistischen Mitteln arbeitenden Pierrette Bloch auf. Sie wurde für 140.000 Euro verkauft. Die Kölner Galeristin Philomene Magers führt das euphorische Kaufen von Kunst, das man sowohl bei Frieze in London als auch jetzt bei Paris+ beobachten konnte, auf Eskapismus zurück – einen Trend, sich der Realität entziehen zu wollen. Andererseits könne nur gute Kunst die Jetztzeit erklären und helfen, die Welt zu reflektieren.
Gute Kunst findet sich auf der Messe allemal: bei Sprüth Magers etwa die lakonischen Objet-trouvé-Skulpturen des französischen Multitalent-Künstlers Cyprien Gaillard, der derzeit in Paris auch mit der Doppelausstellung „Humpty \ Dumpty“ im Palais de Tokyo und bei Lafayette Anticipations vertreten ist. Bemerkenswert sind aber auch im frei zugänglichen „Sites“-Programm auf dem Parcours durch die Tuilerien die Werke von Christoph Weber (Galerie Jocelyn Wolff) oder Ugo Schiavi (Galerie Double V) und in der Chapelle des Petits-Augustins eine Ausstellung des israelischen Künstlers Omer Fast (gb agency).
Paris+ par Art Basel, Paris, Grand Palais Éphémère, bis 23. Oktober, Eintritt 40 Euro
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Kunstmesse Paris+: Aufschwung an der Seine
Sie war mit Spannung erwartet worden – und erweist sich als voller Erfolg: ein Rundgang über die erste Ausgabe der Kunstmesse Paris+ par Art Basel.
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