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2022-10-22 20:24:56 By : Ms. Fancy Zhong

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Franz Fühmann war einer der wichtigsten Schriftsteller der DDR. Für sein Bergwerks-Projekt trieb er Studien in den Stollen und Schächten des Mansfelder Landes. Vor 100 Jahren, am 15. Januar 1922, wurde er geboren. Zum Jubiläum senden wir in der Lesezeit auf MDR KULTUR eine Neuproduktion seines Fragment gebliebenen Werks "Im Berg. Bericht eines Scheiterns". Es liest Matthias Brenner.

Alles beginnt im Juni 1974. Die Leiterin der Gewerkschaftsbibliothek des Thomas-Münzer-Schachts Sangerhausen lädt Fühmann ein zu einer Lesung. Als Honorar erbittet der Schriftsteller eine Grubenbesichtigung. Die findet am 6. Juni 1974 statt. Fühmann ist fasziniert und glaubt, den Stoff für sein Opus Magnum gefunden zu haben. Wie das berühmte Ungarn-Tagebuch "22 Tage oder Die Hälfte des Lebens" soll es werden, zumindest formal: aphoristisch, tagebuchhaft.

Die Hauptkomplexe werden thematisch/landschaftlich Berg und Bergwerk sein, Harz, Kyffhäuser, Mansfeld, Kupfer, Kali und Kohle; philosophisch: echter und falscher Mythos.

Der Gewichtsverlust Franz Fühmanns ist – zumindest bei Insidern – Legende. Und er ist an den Fotos seines Lebens abzulesen. 44 Kilo sollen es sein. Einen Teil von ihnen hat Fühmann im Zuge einer Entziehungskur verloren. Dem Rest aber rückt er mit einer radikalen Diät zu Leibe. Denn Fühmann ist zu dick, um als Bergmann unter Bergmännern Bergwerksstudien zu treiben. Also setzt er auf Obst und Gemüse. Außerdem fährt er Fahrrad und gräbt im Garten seines Schreibdomizils in Märkisch-Buchholz ein riesiges Loch. Das hat Folgen.

Mein Arzt hat jetzt festgestellt, dass ich so gut wie keinen Blutdruck habe, daher diese dauernde dämliche Müdigkeit. Aber zum Einschlafen reichts dann auch nicht. Bauch wieder wachsen lassen? Nun hab ich sämtliche Anzüge, Wäsche etc. weggegeben. Es ist ein Kreuz.

Erste Studien führen Fühmann ins Werk "Glückauf" in Sondershausen. Wie in Berlin, so funktioniert auch hier die Polit-Bürokratie. Fühmann soll als Berater für Brigadetagebuch-Schreiber fungieren und an Schulungen für Gewerkschaftsfunktionäre sowie an den berüchtigten Rechenschaftslegungen der Kollektive teilnehmen. Das kommt ihm bekannt vor. Hatte er doch nach seiner Umerziehung vom SA-Mann zum Kultur-Funktionär zehn Jahre lang für die NDPD, eine der Blockparteien der DDR, gearbeitet. Doch seit Mitte der 1960er-Jahre etwa setzt sich Fühmann gegen die Bevormundung der Künste durch Partei und Regierung zur Wehr. Und nun? Jetzt, im April 1975, soll auch noch mit der "Jugendbrigade Wilmar Siebenhüner" ein "Freundschaftsvertrag" geschlossen werden. Ziemlich viel Überbau für Fühmann. Er will doch an die Basis. Im Mai 1976 schließlich kann er für drei Wochen unter Tage im Kupfer arbeiten.

Bergwerk als ein eminent historischer Ort, das Fahren durch Gänge aus der Zeit der Romantik (real, bin ich gelatscht, brusthoch durchs Wasser), und kann beim 30jährigen Krieg ans Tageslicht kriechen (dieses Loch kann ich Dir zeigen) – und dahinein, allerdings nur so gestriffen, die Nationale Frage, die dreht sich um Kyffhäuser, Kaiser Rotbart, da führt mich die Kupferkönigin hin.

Es wird für lange Zeit der letzte Aufenthalt in Sangerhausen sein. Andere Arbeit drängt: "Prometheus II", die mythologischen Erzählungen, die E.T.A.Hoffmann-Essays. Außerdem hinterlassen die politischen Ereignisse des Jahres, an dessen Ende die Biermann-Ausbürgerung steht, ihre Spuren. Fühmann unterschreibt den Protest gegen Biermanns Ausbürgerung als einer der ersten. Sein Bergwerks-Projekt aber, das erträumte Opus Magnum, schiebt er immer wieder auf. Obwohl es das von ihm selbst so vermisste und herbeigesehnte Hauptwerk in der Mitte zwischen all den Erzählungen und Nachdichtungen und Essays und Filmszenarien und Nacherzählungen für Kinder sein soll. Vermutlich musste dieses Projekt scheitern, weil die "realexistierende Banalität" und die Mythen letztlich unvereinbar sind. Denn davon wollte Fühmann ja eigentlich erzählen. Und doch: Ist es den Versuch nicht wert gewesen, die simple Gegenwart im volkseigenen Kupferbergbau und den menschheitsgeschichtlichen Horizont des archetypischen Erzählvorrats unserer Zivilisation so zusammenzuspannen, dass ein seltener, vielleicht neuer Funke herausspringt? Auch wenn man mit nur dem Einen oder nur dem Anderen gewiss auf der sicheren Seite gewesen wäre.

Der Arbeiter war für mich immer das Andere gewesen […]. Die da morgens durchs Fabriktor zogen und in einer Hadeswelt verschwanden, waren das Andere zu dem satten Wohlstand, der mich anekelte und den zu verlieren mir graute, das Andere zu einer Wohlanständigkeit, in deren Schutz ich mich flüchtete und deren Verlogenheit mich erstickte.

Zehn Jahre schlägt sich Fühmann mit seinem Bergwerks-Projekt herum. Etwa 1.000 Seiten sollten es einstmals werden. Doch irgendwie kommt immer wieder etwas dazwischen. Mal ist es sein eigener Trakl-Essay, dann wieder das Nachwort für die in der DDR so dringend benötigte Freud-Ausgabe. Im Dezember 1983 schließlich versieht Fühmann sein Manuskript mit dem Untertitel "Bericht eines Scheiterns". Es ist ein endgültiges Urteil. Denn wenige Monate später stirbt Fühmann an den Folgen einer Darmkrebserkrankung. Im Jahr 1991 schließlich erscheinen 130 Seiten – bis heute unter dem Titel "Im Berg. Bericht eines Scheiterns. Fragment" bekannt.

Die Geschichte von Schneewittchen ist alt, neu hinzukommen der Kaspar und seine Frau Grete: Sie sind die Vernünftigen in diesem Stück und wissen: Das Spiel mit Macht, Reichtum und Schönheit beginnt immer wieder von vorn.

MDR KULTUR - Das Radio Mo 10.01.2022 22:00Uhr 48:23 min

Mehrmals fuhr Franz Fühmann nach Ungarn. In seinem Tagebuch notiert er alles Mögliche über Ungarn und seine Hauptstadt. Doch an erster Stelle stehen die Mitteilungen über die Person des Tagebuchschreibers.

MDR KULTUR - Das Radio Mo 10.01.2022 22:50Uhr 38:59 min

In seiner letzten Schaffensphase schrieb Fühmann für das Radio, während sich die Staatssicherheit bemühte, den Schriftsteller einzusperren. Es berichten: Christa Vetter und Babara Plensat. Feature von Dagmar Schnürer

MDR KULTUR - Das Radio Sa 19.12.2020 09:00Uhr 28:15 min

Franz Fühmann war einer der angesehensten Autoren der DDR. Seine Kinderbücher sind legendär, viele seiner Werke wurden DDR-Lesern zum Über-Lebens-Mittel. Zum 100. Geburtstag ein MDR KULTUR Spezial von Katrin Wenzel.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 14.01.2022 18:00Uhr 36:40 min

Franz Fühmann wurde 1922 als Sohn eines Apothekers in Rochlitz an der Iser (Rokytnice nad Jizerou) geboren und wuchs im Sudetenland auf. Er meldete sich 1939 freiwillig zum Reichsarbeitsdienst, wurde 1941 nach dem Notabitur zur Wehrmacht eingezogen. Im Mai 1945 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, 1947 besuchte Fühmann eine sogenannten "Antifa-Schule" und wandelte sich zum überzeugten Marxisten. 1949 wurde er aus der Gefangenschaft in die DDR nach Berlin entlassen, danach war er als Funktionär für die National-Demokratischen Partei Deutschlands (NPDP) tätig. Nachdem er wegen "politischer Verfehlungen" entlassen worden war, lebte Fühmann seit 1958 als freier Schriftsteller. Nach dem Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in Prag zog er sich aus dem Schriftstellerverband zurück. Sein Werk prägte die ideologiekritische Aufarbeitung seines Verhältnisses zum Nationalsozialismus und dem orthodoxen Marxismus, so in seinem großen Trakl-Essay "Der Sturz des Engels: Erfahrungen mit Dichtung" (1982). Fühmann unterstützte in der Folge kontinuierlich in der DDR verfemte Autoren. 1976 beteiligte er sich am Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns, behielt danach aber seinen Wohnsitz in der DDR bei. Fühmann übertrug auch Lyrik u.a. aus dem Tschechischen und Ungarischen und machte sich einen Namen als Nachdichter, so schrieb er Hörspiele nach Stücken von Shakespeare. Weitere Werke (Auswahl): "Kameraden" (1955), "Das Judenauto" (1962), "22 Tage oder Die Hälfte des Lebens" (1973), "Die dampfenden Hälse der Pferde im Turm von Babel" (1982), "Im Berg. Texte und Dokumente aus dem Nachlass" (1991). Er erhielt u.a. den Heinrich-Mann-Preis (1956), den Lion-Feuchtwanger-Preis (1972) und Geschwister-Scholl-Preis (1982). Franz Fühmann starb am 8. Juli 1984 in Berlin und wurde in Märkisch-Buchholz beerdigt.

Matthias Brenner, geboren 1957 in Meiningen, studierte Schauspiel an der Staatlichen Schauspielschule Berlin. Erste Engagements führte ihn nach Annaberg-Buchholz und ans Schauspielhaus Erfurt. 1992 ging er unter der Leitung von Alfred Kirchner und Alexander Lang als Schauspieler an das Schiller Theater Berlin, danach inszenierte und spielte er als festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Leipzig unter Wolfgang Engel. Seit 2000 ist er freischaffend. Regie führte u. a. in Darmstadt, Chemnitz, Rostock und Meiningen, in Freiburg sowie an den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin. Seit der Spielzeit 2011/12 ist er künstlerischer Direktor des Neuen Theaters und des Thalia Theaters in Halle an der Saale. Zur Spielzeit 2022/23 will er seine Tätigkeit als Intendant vorzeitig beenden.

MDR KULTUR Lesezeit 10.01. – 11.01.2022 | 09:05-09:35 Uhr "Monsieur, wir finden uns wieder" (2 Folgen) Aus dem Briefwechsel zwischen Christa Wolf und Franz Fühmann Sprecher: Jutta Hoffmann, Christian Grashof | MDR 2014 Die Lesung steht hier 30 Tage zum Hören bereit. 12.01. – 14.01.2022 | 09:05-09:35 Uhr Franz Fühmann: Das Judenauto ( 3 Folgen) Sprecher: Dieter Mann, Jörg Hube, Michael Thomas | Random House Audio 2010/BR1978/HR1978 Die Lesung steht hier 30 Tage zum Hören bereit. 17.01 – 21.012022 | 09:05-09:35 Uhr Franz Fühmann: Im Berg. Bericht eines Scheiterns (5 Folgen) Sprecher: Matthias Brenner | Regie: Steffen Moratz Produktion: MDR 2021 MDR KULTUR Hörspiel 10.01.2022 | 22:00 Uhr Franz Fühmann: Das Spiel vom Kaspar, der Königin Tausendschön und der noch tausendmal schöneren Prinzessin Schneewittchen Funkhaus Berlin/Rundfunk d. DDR 1990 Das Hörspiel steht hier 1 Jahr zum Hören bereit. 10.01.2022 | 22:50 Uhr Franz Fühmann: 22 Tage oder Die Hälfte des Lebens Franz Fühmann liest aus seinem Buch und beantwortet Fragen zu dessen Entstehung Rundfunk der DDR 1973 Die Sendung steht hier 1 Jahr zum Hören bereit. Ein verzweifelter Mann: Franz Fühmann als Hörspielautor Von Dagmar Schnürer | MDR 2012 Die Sendung steht hier 1 Jahr zum Hören bereit. MDR KULTUR Werkstatt 11.01.2022 | 22:00 Uhr Im Gestrüpp von Für und Wider: Franz Fühmann Von Katrin Wenzel | MDR 2022 Die Sendung steht hier 1 Jahr zum Hören bereit.

Franz Fühmann und Christa Wolf gehörten zu den bekanntesten Schriftstellern der DDR. Und sie verband eine Freundschaft. Zeichen dafür und Zeitzeugnis sind die Briefe, die sie sich zwischen 1968 und 1984 schrieben.

Die letzte Schaffensphase des Dichters Franz Fühmann galt dem Hörspiel. Desillusioniert vom Modell Sozialismus, war der Lyriker schon lange ins Visier der Staatsicherheit geraten.

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 17. Januar 2022 | 09:05 Uhr

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Taschenbuch, 128 Seiten Hinstorff 2021 ISBN: 978-3356023787 16,00 Euro

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