Keramik, Steingut, Porzellan – worin liegen die Unterschiede?

2022-10-22 20:28:18 By : Ms. Yoli Shu

Geschirr, aber auch Wohnaccessoires wie Vasen, Töpfe oder Schalen aus Keramik sind seit längerer Zeit sehr beliebt. Das hat auch damit zu tun, dass in den letzten Jahren der natürliche Wohnstil mit seinen strukturierten und zum Teil auch herben Materialien immer mehr gefragt ist. Die meisten Produkte sind aus Porzellan, Steingut oder Steinzeug, was gerne als Keramik zusammengefasst wird. Wie Sie die Materialien erkennen und unterscheiden, lesen Sie hier.

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Keramik verwendet man als Oberbegriff für alle Erzeugnisse aus nichtmetallischen, anorganischen Werkstoffen. Die Untertypen von Keramik lassen sich in Porzellan, Steingut, Steinzeug und weitere Materialien unterteilen.

Ein wesentlicher Unterschied besteht in der Zusammensetzung der verschiedenen Materialien. So ist der Hauptbestandteil von Porzellan das Kaolin. Dies ist ein feines, weisses Gestein ohne Eisenanteil, das man auch gerne «weisses Gold» nennt. Zum Kaolin werden noch Quarz und Feldspat gemischt, so entsteht die Masse für Porzellan.

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Bei Steinzeug ist das Ausgangsmaterial Tonerde in einer hohen Reinheit und mit einem hohe Aluminiumoxidanteil. Steingut wiederum besteht aus Ton, Quarz und Feldspat.

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Die Formgebung des jeweiligen Keramikstückes erfolgt durch Rollen, Drehen, Eindrehen, Überformen, Modellieren, Giessen, Pressen oder Stanzen. Nach einem Trocknungsprozess wird das Geschirr oder Accessoire gebrannt.

Dabei wird der Brennprozess unterschiedlich vollzogen. Beim Porzellan mit seiner hochwertigen Kaolinerde liegt der Schmelzpunkt bei ungefähr 1450 Grad. Das gebrannte Porzellan wird dadurch aussergewöhnlich robust.

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Die Brenntemperatur beim Steingut ist mit weniger als 1200 Grad deutlich niedriger und liegt unterhalb der sogenannten Sinterungsgrenze. Es entsteht ein poröses, nicht wasserdichtes Material. Deswegen versieht man Steingut meist zusätzlich mit einer allseitig aufgetragenen Glasur.

Höher gebrannt als das Steingut wird das Steinzeug – nämlich bei 1150 bis 1300 Grad. Das führt zu einer höheren Festigkeit und geringeren Porosität als bei Steingut.

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Geschirr und Accessoires aus ungefärbtem Porzellan weisen eine feine und edle Optik in einem reinen Weiss auf. Nimmt man ein solches Stück in die Hand, fühlt es sich makellos glatt und grazil an.

Dinge aus Steingut und Steinzeug wirken massiver und gröber und besitzen eine meist rötliche Tonfarbe – ausser, sie sind glasiert. Auch in der Haptik fühlt sich ein solches Geschirr handfester, strukturierter und schwerer an als ein Set aus Porzellan.

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Die Optik und die Haptik prägen dementsprechend auch den Stil. Bevorzugt man einen klassisch-eleganten, zeitlosen Look, eignen sich Stücke aus Porzellan ganz wunderbar. So wie zum Beispiel die Stücke aus der Porzellanfabrik Lyngby, die 1936 in Dänemark gegründet wurde. Auch bekannt sind Marken wie Meissen oder Rosenthal. Erstere Manufaktur wurde im Jahr 1710 gegründet und ist somit die älteste in Deutschland. Letztere hat ihren Ursprung 1879 und gilt bis heute als Inbegriff für hochwertiges Geschirr.

Nicht zu vergessen die Porzellanfabrik Langenthal, die 1906 in der gleichnamigen Kleinstadt gegründet wurde und die bekannteste Porzellanmarke der Schweiz ist.

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Geschirr und Accessoires aus Steingut und Steinzeug wählt man hingegen eher für einen natürlichen, herben Wohnstil. Die Dinge müssen nicht ganz so perfekt und rein wirken wie beim Porzellan und oft präsentiert sich ein Geschirrset auch nicht einheitlich, sondern mit unterschiedlich farbigen Tellern, Schalen und Bechern. Schöne Stücke findet man zum Beispiel bei Wonki Ware, L'Elefantino oder Broste Copenhagen.

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